- Noailles
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Noailles[nɔ'ɑːj], französisches Adelsgeschlecht aus dem Limousin (Herrschaft Noailles bei Brive, heute Brive-la-Gaillarde, Département Corrèze), seit 1663 Herzöge von Noailles, seit 1769 von Noailles-Mouchy. Bedeutende Vertreter:1) Adrien Maurice, Herzog von, Marschall von Frankreich (seit 1734), * Paris 19. 9. 1678, ✝ ebenda 24. 6. 1766, Vater von 3), Bruder von 2); war unter der Regentschaft Philipps II. von Orléans Finanzminister (1715-18), kämpfte im Polnischen Thronfolgekrieg (1734/35) und im Österreichen Erbfolgekrieg (1741-48) und wurde bei Dettingen am Main 1743 besiegt. Ihm gelang 1746 die Aussöhnung Frankreichs mit Spanien. Bis 1755 behielt er als Mitglied des Staatsrates Einfluss auf die französische Außenpolitik.2) Louis Antoine de, Kardinal, * Schloss Peynières (bei Aurillac) 27. 5. 1651, ✝ Paris 4. 5. 1729, Bruder von 1); ab 1679 Bischof von Cahors, ab 1680 von Châlons-sur-Marne, ab 1695 Erzbischof von Paris und seit 1700 Kardinal; leitete unter Philipp II. von Orléans als Präsident des Conseil de Conscience, eines von Philipp geschaffenen Ratskollegiums, zeitweise die französische Kirchenpolitik. In den theologischen Auseinandersetzungen seiner Zeit verhielt sich Noailles schwankend: mildes Vorgehen gegen Fénelon und die Quietisten, jedoch Zustimmung zur Zerstörung von Port-Royal; Befürwortung der »Réflexions morales« des P. Quesnel im Jansenistenstreit; zunächst Widerstand gegen die Bulle »Unigenitus« (1713), später Unterwerfung unter die kirchliche Autorität.3) Louis Marie, Vicomte de, französischer General, * Paris 17. 4. 1756, ✝ (gefallen) vor Havanna 9. 4. 1804, Sohn von 1); wurde 1789 Abgeordneter des Adels in den Generalständen, beantragte am 4. 8. die Aufhebung der Feudalrechte und setzte sich für die bürgerliche Gleichberechtigung der Juden ein.Noailles[nɔ'ɑːj], Anna Elisabeth de Brancovan [brãkɔ'vã], Gräfin Mathieu de Noailles [ma'tjø də -], französische Schriftstellerin rumänischer Herkunft, * Paris 15. 11. 1876, ✝ ebenda 30. 4. 1933; schrieb formstrenge, leidenschaftliche, von Sensualismus und Pantheismus, später auch von Melancholie geprägte Lyrik sowie (zum Teil unvollendete) Romane, Novellen und eine Autobiographie (»Le livre de ma vie«, 1932).Weitere Werke: Lyrik: Le cœur innombrable (1901); L'ombre des jours (1902; deutsch Sehnsucht); Les éblouissements (1907); L'honneur de souffrir (1927); Derniers vers (herausgegeben 1933).Novellen: Les innocents (1923; deutsch Die Unschuldigen).
Universal-Lexikon. 2012.